Denk mal…

Seit vorgestern liegt uns die Stellungnahme der Oberen Denkmalbehörde nach der Besichtigung am 14. Dezember vor. Grumpf! Wir hatten da schon mit mehr Entgegenkommen gerechnet. Man will das Gebäude erhalten, aber man will halt auch drin wohnen. Die drohenden Verletzungsrisiken, die dazu führen, dass man mit quasimodogleicher, gebückter Eleganz durchs Dachgeschoss schleicht, werden der Denkmalpflege aber leider unterordnet. Der Dachstuhl steht unter Schutz und muss erhalten werden, die hohe Raumhöhe im Erdgeschoss  ist charakteristisch für die Bauzeit und soll deshalb ebenfalls erhalten bleiben. Weder die Erneuerung des Dachstuhls noch das Tieferlegen der Erdgeschossdecke wird uns daher erlaubt. Ein Highlight für mich: Wir haben sogar die Auflage die Türen und die Raumaufteilung im Obergeschoss zu erhalten. Einfache, aber viel zu kleine Kassettentüren aus den 1920er Jahren mit dicker, weißer Lackschicht. Jetzt sind Dietmar und ich beides Moppelzwerge, stellt man einen von uns in den Türrahmen, ist der fast lückenlos ausgefüllt. Besucher größer als 1,75 m dürfen das Obergeschoss jedoch leider nur mit Bauhelm betreten. Raumhöhe sollen wir nun durch die Umkonstruktion der Obergeschossdecke gewinnen. So „hübsch“, wie man es im Badezimmer gelöst hat… Die Idee vom Schlafzimmer im Spitzboden ist damit so gut wie erledigt. Die zwei tieffliegenden Zugbalken, die auch für uns kleine Menschen in Schädelbruchhöhe liegen, sind halt ein „Nachteil für die Bewohner“, lautet die Feststellung trocken.

Dabei hatten wir noch großes Glück. Drei Kreuze und ein Hallelujah, dass der Vorbesitzer den Gewölbekeller (Zitat) „restlos zerstört“ und in einen praktischen Betonbunker verwandelt hat. Ansonsten hätten wir jetzt eine feuchte, muffige Gruft anstelle meines geplanten Musik-Proberaums.

Auch den Fliesenboden im Flur nebst Bordüre müssen wir in Teilen erhalten. Wobei ich ja sagen muss, dass ich mich an den echt schon gewöhnt hatte. Wir haben da dreimal Berge von Schutt und vernageltem Holz draufgeworfen und weggeschaufelt, sind mit Schubkarren und anderen Dingen drübergewalzt und man sieht nichts. So robuste Fliesen gibt’s heute wahrscheinlich gar nicht mehr zu kaufen. Ach ja, der Boden. Inzwischen ist auch klar, dass wir das Erdgeschoss noch auskoffern und isolieren müssen. Eine hauchdünne Estrichschicht trennt uns vom Erdreich. Bei den derzeitigen Temperaturen kann man richtig fühlen, wie der Boden einem durch die Schuhe die Wärme aus den Füßen saugt. Aber auch das hatten wir uns schon gedacht. Steht aber zum Schluss erst an, wir sanieren von oben nach unten.

Immerhin: Die schiefe Wand im Flur dürfen wir in Ziegelbauweise erneuern und begradigen. Und die Wand zwischen Küche und Esszimmer durften wir einreißen – sowohl statisch wie auch denkmalpflegerisch war sie unbedeutend, daher hat Dietmar sie schon zerlegt. Die große Wohn-Essküche kann man sich mit etwas Fantasie jetzt schon ganz gut vorstellen. Auch unser Schnäppchen-Fenster dürfen wir in die vorhandene Lücke einsetzen. Die Tonziegel der eingerissenen Wand werden recycelt. Ein Teil füllt den früheren Schacht für das Abwasserrohr. Hier hatte man seinerzeit Ziegel rausgebrochen und ein 100 mm-Rohr vom Bad runtergeführt. Der Statiker fand das Loch in der Wand nicht lustig und hat uns geraten, die Wand wieder in ihren Urzustand zurückzuversetzen. Desweiteren hatte man mit einer einreihigen Kalksandsteinsäule einen Stahlträger untermauert. Fand der Statiker auch nicht lustig. Noch weniger lustig war, dass ein Teil der Kalksandsteine durchfeuchtet und bröselig war, weil sie kein Fundament hatten. Also hat Dietmar Baustützen besorgt, auf denen die Träger nun abgestützt werden, ein Betonfundament für das Wandstück gegossen und baut darauf nun die Wand aus den Tonziegeln neu auf.

Ansonsten wird vermutlich noch der Eintrag in der Denkmalliste geändert, denn fälschlicherweise ist dort der Wintergarten unter Schutz gestellt, der wurde aber erst in den 60er Jahren errichtet. Die Anbauten im hinteren Teil sind jedoch deutlich älter und werden daher vermutlich noch unter Denkmalschutz gestellt. Den Fliesenboden im Waschhaus müssen wir auf jeden Fall erhalten.

Am Samstagmorgen treffen wir uns mit dem Architekten und dem Zimmermann, um zu klären, was wir unter diesen Voraussetzungen machen können. Und was es kostet…