Die Baugenehmigung ist da!

Endlich, die Baugenehmigung! Juchuu, wir haben ein Baustellenschild! Geschlagene drei Monate hat es gedauert. So ist das in einer Kleinstadt. Fällt die einzige Sachbearbeiterin aus und nimmt danach den Jahresurlaub, dreht man als Bauherr schon mal Däumchen. Aber jetzt wird (hoffentlich) alles gut. Wie erwartet haben wir diverse Auflagen: Erhalt des alten Dachstuhls und der alten Türen im Obergeschoss, Dokumentation und Kartierung der Balkenerneuerung bei den Geschossdecken, blablabla. Immer noch bescheuert finden wir die Auflage, eine Kaminattrappe bauen zu müssen, obwohl die neue Gasheizung nur einen kleinen „Auspuff“ braucht. Für das Erscheinungsbild. Sobald wir die Haustür oder den Außenanstrich anfassen, müssen wir vorher die neue Tür und die Farben genehmigen lassen. Bei den Dachfenstern stimmen die Vorgaben leider nicht mit der mündlichen Vereinbarung vor Ort überein und die Obere Denkmalbehörde stellt sich stur. Da diese Fenster aber nach aktueller Planung nicht mehr so bedeutsam sind, haben wir uns entschieden, keinen Einspruch einzulegen sondern schlicht darauf zu verzichten. Alles egal. Wir sind vom Warten weichgekocht und wollen einfach nur noch loslegen. Der Kauf ist bald ein Jahr her…

Wie geht’s und wie teuer wird’s?

In einer dreistündigen Besprechung mit dem Architekten dem Zimmermann und dem Statiker ging es dann an die Detailplanung. Es werden Stützbalken bis ins Erdgeschoss gesetzt, die die tiefliegenden Dachbalken anheben und die Last von den Wänden nehmen, die über die Jahrhunderte bereits sichtlich nach außen gedrückt wurden. Die Deckenbalken im Wohn-Esszimmer werden erneuert, im Flur und im Büro werden sie nur verstärkt und später ohnehin aus Brandschutzgründen verkleidet. Wirklich knifflig wird der neue Dachstuhl, der um den alten drumrum gebaut werden soll. Da kann einem schon mal mulmig werden, wenn jemand, der sonst Kirchendachstühle erneuert, ratlos kuckt und fragt „Wie soll ich das denn machen?“

Nun brauchen wir nochmal zwei bis drei Wochen Geduld, bis der Zimmermann uns eine Kostenschätzung liefert. Dann geht es zur nächsten Bank. Die Volksbank Niederrhein mochte das Projekt leider nicht finanzieren. Nach Aussage unseres Beraters haben denkmalgeschützte Gebäude einen deutlich geringeren Wert als Immobilien neueren Baujahrs, sodass die Investitionssumme den Gebäudewert übersteigt. Wir können uns nicht vorstellen, dass ein von Grund auf quasi nach Neubaustandard saniertes Gebäude, noch dazu eine freistehende (!) Innenstadtimmobilie die erforderliche Investitionssumme unterschreitet. Aber gut, deshalb bin ich ja kein Banker geworden, sondern habe einen kreativen Beruf gelernt. Nun haben wir uns entschlossen, erstmal die Zimmererarbeiten kalkulieren zu lassen und Eigenleistung und Materialkosten konkreter aufzuschlüsseln. Zuviel Eigenleistung nimmt die Bank häufig nicht ab, kalkuliert man mit gebräuchlichen Handwerkersätzen, wird die Sache unbezahlbar. Den ein oder anderen Banktermin werden wir uns daher wohl noch antun müssen.

Vor Anfang September hat der Zimmermann ohnehin keine Zeit für uns, da laufen Kindergarten- und Schulsanierungen. Bis der Dachstuhl dran ist, wird es Oktober. Wir wollten ja eigentlich diesen Sommer einziehen. Mein Gott, waren wir naiv! Inzwischen ist nicht mal absehbar, dass wir Weihnachten dort feiern. Man wird mit der Zeit zum Glück etwas gelassener.

Die Macht der Natur

Im Garten wuchert derweil alles herrlich und wir grillen exzessiv, genießen den Sommer, die Ruhe und das Grün. Der Rasen wächst ordentlich und ist trotz der trockenen Wochen noch saftig grün. Tomaten, Erdbeeren, Kräuter entwickeln sich prächtig und leider auch immer wieder einzelne Brombeer- und Efeutriebe, die tatsächlich aus kleinen, vermeintlich toten Wurzelstückchen keimen und sogar durch den Rollrasen kommen. Wenn ich im Baumarkt sehe, wie sich die Unwissenden die zarten Efeu- und Brombeersetzlinge aussuchen, muss ich unweigerlich ein diabolisches Grinsen aufsetzen und manchmal entweicht mir dabei ein leises, wahnsinniges Kichern…

Langfristig glaube ich jedoch, dass wir den Ackerbau wieder einstellen, denn die Anzahl der Mitbewohner in unserem Garten ist so üppig, dass mir die Verteidigung der Pflanzen auf Dauer zu anstrengend ist. So ziemlich jede Erdbeere im Beet ist angefressen. Mal von oben, mal von unten. Die Terrassendielen und der Grillplatz, übrigens meine erste Arbeit in Beton :),  sind ein nobles Vogelklo, das ich einmal pro Woche kärchern muss. Ganze Taubenscharen fühlen sich in der großen Hainbuche wohl und kacken uns alles voll. Momentan ist unübersehbar Kirschenzeit. RA-TA-TA-TA-TAT! Kleine Nagetiere lieben die Erdbeeren und kurioserweise auch Kerzen, denn auch davon war eine angeknabbert – und zwar nicht zu knapp. Die Amseln mochten den Pflücksalat, die Läuse die Rosen und den Kirschbaum, die Ameisen wiederum mochten die Läuse und die Weinbergschnecken überfielen nachts das Kräuterbeet. Vorgestern hatte dann auch die Burgerbrötchentüte in der Küche ein Loch und die Burgerbrötchen auch. Oh Schreck, nichts mehr liegenlassen ist die neue Regel. Keine Ratten, nur Mäuse. Das erklärt die zahlreichen Mausefallen, die wir in Keller und Werkstatt gefunden haben. Leer. Die denken sich wahrscheinlich auch „Dieses Gebäude ist seit Jahrhunderten in Familienbesitz und ihr scheucht hier alles auf! Schon Tante Erna verendete hier vor 100 Jahren in der Deckenverkleidung.“ (siehe Der Kern)

Fenstereinbau im Wohnzimmer

Inzwischen basteln wir hier und da weiter. Das Baumarkt-Schnäppchenfenster ist in die vorhandene, wiederentdeckte Fensteröffnung eingebaut und macht sich sehr gut. Der Raum ist deutlich heller und offener. Die nicht mehr benötigten Durchgänge zum Bürobereich sind zugemauert und Dietmar macht schon Reparaturen am Mauerwerk. Ein Tönnchen Schutt ist schon wieder weggebracht und ein knappes Tönnchen Betonkies geholt. Auch kleine Schritte bringen einen voran.

 

Ein Gedanke zu „Die Baugenehmigung ist da!

  1. Toi, Toi, Toi!!!tolles Projekt habt ihr euch da geangelt! Wir haben zwar kein Denkmalschutzproblem aber mehr Raum zu sanieren. Freu mich auf nen neuen Beitrag!

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