Die Installationen

Von März bis Mai beschäftigten uns vorrangig die Installationen. Zum einen mussten über 1 Kilometer Heizschlaufen für die Wandheizung angebracht werden und zum anderen mussten die Leitungen für Kalt- und Warmwasser verlegt und die Heizung eingebaut werden. Gar nicht so einfach!

Heizschlangenbändiger im Einsatz

Zunächst die Wandheizung: Im Neubau werden einfach Wandschienen angeschraubt und die Heizschlaufen eingeklickt. Zack, zack. Das ging bei uns nur an der neu isolierten Wand im Esszimmer. Alle anderen Wände sind buckelig, schief und immer da bröckelig, wo man was befestigen möchte. Also hat Dietmar Estrichmatten angebracht, die konnte man flexibel dort befestigen, wo man gerade Halt im Mauerwerk gefunden hat, nahmen Buckel nicht krumm und sie boten das passende Raster für einen Verlegeabstand von 10 bzw. 15 cm. Die widerspenstigen Schläuche haben wir mit Kabelbindern an den Matten fixiert. Neu gelerntes Lieblingshandwerkerwort (nach „vergriesknaddelt“): Entdrallen = Rollenware so abwickeln, dass die Spannung rausgenommen wird und sie sich nicht wieder einrollt.

Viel Zeit ging dabei drauf, sich geeignete Wege für die Heizkreise zu suchen. Jeder Schlauch und somit jeder Heizkreis zweigt von einem Zentralverteiler ab, zu dem er wieder zurückkehren muss. Die Frage „Wie gehe ich rein, wie komme ich wieder raus?“ beschäftigte uns etappenweise über Wochen. Durch Wände, hinter alten Balken, in die Zwischendecke… Bohren, stemmen, fummeln, stopfen. Zwischendurch mussten immer wieder Vorarbeiten eingeschoben werden, beispielsweise der Trockenbau für die Dusche und die Begradigung der schiefen Wände im Treppenflur und Dietmars Büro, die von dem alten Dachstuhl auseinandergedrückt worden sind. Die alte Wand läuft gepflegte 10 cm aus der Waage, ist aber von außen mit dem WDVS versehen. Wir konnten sie daher nicht einfach einreißen und neu mauern. Wir haben sie deshalb mit Mörtel und Stahlarmierungen stabilisiert und dann hat Dietmar das Fachwerk aus wenigen halbwegs erhaltenen Stücken der alten Eichenbalken aus der früheren OG-Decke rekonstruiert und davor gesetzt. Da eine Verfüllung mit Lehmputz zu schwer werden würden, haben wir an diesen Stellen das Gefach mit Mineralwolle und OSB-Platten ausgefüllt. Auf die OSB-Platte kam der Heizkreis und der wurde mit einem kuscheligen Rotband-Bett versehen und mit Fermacell® zugedeckt, damit es einen wärmeleitenden Verbund gibt. An der Schräge im Badezimmer und an der Duschwand mussten wir, von der Mineralwolle abgesehen, ähnlich verfahren, da wir im Badezimmer ansonsten nicht genug Heizfläche zusammen bekommen hätten. Anfang Mai hing dann auch der letzte Heizkreis an der Wand.

Die neue Gasheizung hatten wir als Bausatz bestellt. Leider war uns nicht ganz klar, wie unhandlich die Therme und der Warmwasserkessel sind. Ratlos standen wir vor der engen Treppe und fragten uns, wie wir die jeweils zentnerschweren, teuren Teile ins Dachgeschoss bekommen sollten. Mit viel Geduld, unserer Elektroseilwinde und einigem körperlichen Einsatz haben wir es in Zentimeterarbeit aber doch geschafft. Die Heizung in dem kaum nutzbaren Dachboden unterzubringen war ansonsten eine gute Idee von unserem Architekten. Das Heizungspuzzle war einen Feierabend lang Arbeit für Dietmar, aber es gelang. Auch eine Auffangwanne mit Abfluss hat Dietmar gebastelt. Falls es mal zu einem Defekt kommt, weil ein Rohr oder der Wasserkessel leckt, wird das Wasser in die Kanalisation abgeleitet und läuft nicht vom Dachgeschoss durch sämtliche Holzdecken. Gute Idee!

Wasser marsch!

Ende April verschlug es uns zu IKEA, weil es dort ein Waschbecken mit Unterschrank gab, das in Optik und Format genau unseren Vorstellungen entsprach. Auch einen Korpus für den Einbauschrank im Bad haben bei der Gelegenheit gekauft. Jetzt ging es ja konkret darum, wo Wasserleitungen ankommen müssen, weshalb der zentimetergenaue Trockenbau im Badezimmer zusehends Form annahm. Auch die Vorwandinstallationen für die Toiletten und die Wandscheiben mussten montiert sein, bevor wir die Kaltwasserleitung einem Test unterziehen konnten. Mitte Mai waren alle Verbindungen sicher verpresst und die Leitungsenden verschlossen und wir drehten gespannt den Haupthahn auf. Mit lautem Blubbern, Zischen und Gurgeln drückte das Wasser die Luft in den Rohren zusammen. Das Geräusch wanderte hörbar durch alle Leitungen bis ins Dachgeschoss, dann war plötzlich Ruhe. Irre! Ein sehr erhebendes Gefühl. Im Keller musste Dietmar einmal nachpressen, hier tropften die beiden ersten Verbindungen (da war er mit der Presszange noch im Übungsstadium ;)), aber ansonsten hielt alles dicht. Stolz betätigte mein Superhandwerker die Spülung vom Gäste-WC. Auch die Warmwasserleitungen waren weitgehend verlegt, hier fehlten beim Endspurt nur noch ein paar Verbindungen und die Anschlüsse an die Heizung. Die Inbetriebnahme und den Anschluss an das Gasnetz macht später dann natürlich der Fachbetrieb.

Ein Verputzer verpisst sich

Wir waren an einem Punkt, an dem wir ernsthaft Hoffnung hatten, in absehbarer Zeit fertig zu werden. Da wir bereits im März eingesehen hatten, dass wir das Verputzen nicht alleine schaffen, hatten wir beschlossen, die Arbeit zu vergeben. Wir fragten einen Verputzer an, der auch prompt auf meine Mailanfrage antwortete, sich dann aber erst mal gepflegte 3 Wochen Zeit ließ, bis er zur Besichtigung unserer Baustelle kam. Als Handwerkerkind wurde ich ja sofort misstrauisch, weil der junge Typ mittags im blütenweißen Anzug, duftig parfümiert und mit frisch gestylten Haaren bei uns auftauchte. Während der Besichtigung ließ er diverse abfällige Bemerkungen über bereits ausgeführte Arbeiten fallen und wir dachten beide im Nachhinein: „Was für ein arroganter Fatzke.“ Ich glaubte, dieses aufgeblähte Verhalten war überspielte Verunsicherung. Nicht nur wir, auch jeder Handwerker braucht etwas Mut für diese Immobilie. Zwei Wochen warteten wir auf ein Angebot und bekamen dann eine Mail mit einer „Absage“. Er wolle kein Angebot abgeben, weil die bisherigen Vorarbeiten eine fachgerechte Ausführung des Auftrags verhinderten. Danke, das hätten wir gern vor vier Wochen schon gewusst. Auch unser Architekt wunderte sich, dass seine Empfehlung diesmal ein Griff ins Klo war und wollte wissen, was er denn zu moppern hatte. Ein Bandkollege vermittelte mir über Umwege dann einen Lehmbaufachmann aus Ratingen, der Ende Mai, nur eine Woche nach dem ersten Telefonat, bei uns auf der Matte stand. Sympathisch, verlässlich, unparfümiert. Gezielt sprach ich ihn auf die kniffligen Stellen an und nichts, aber auch gar nichts brachte ihn aus der Ruhe. Keine Rede von gepfuschten Vorarbeiten. Er schien mit krummen Denkmälern deutlich mehr Erfahrung zu haben und stellte uns in Aussicht, schon im Juni die erste Füllschicht auftragen zu können. Nun sind wir gespannt auf sein Angebot.

Ewige Eichenbalken

Immer mal wieder zwischendurch habe ich mich den alten Eichenbalken gewidmet. Nicht nur die dicken Zugbalken im Obergeschoss, die wir bereits gründlich abgehobelt hatten, sondern auch die beiden letzten Pfosten des alten Fachwerks im Flur und Esszimmer und die Knake im Flur sollten sichtbar bleiben, wenn ihr Zustand das erlaubt. Mit einer Flex und einer Drahtbürste habe ich alten Lack, Ruß und Putzreste runtergefräst. Mein lieber Schwan, ständig flogen die Funken, so hart ist das Holz. Die Drahtbürste war nach zwei Balken regelrecht runtergebrannt. Aber das Ergebnis hat uns dann doch einigermaßen erstaunt. Mit Feinschliff und letzter Ölung werden die wieder richtig schön und vor allem urig aussehen. Lediglich der Teil des dicken Zugbalkens oben im Flur ist ausgerechnet an der prominentesten Stelle im schlechtesten Zustand. Da hat der Holzwurm so schwer gewütet, dass mit hobeln, schleifen und fräsen nichts zu retten ist. Da machste nix. Aber all die Löcher, Fraßspuren, Nägel und Aussparungen erzählen ja auch eine ziemlich lange und spannende Geschichte, das darf man ihnen ruhig ansehen.

Anschluss von Küche und Anbau

Am letzten Maiwochenende kümmerten wir uns um die bislang vernachlässigte Küche, die immer noch im Glasschaumschotter-Stadium war. Das Knirschen, das jeder Schritt auf dem geröllartigen Untergrund verursachte ging uns nach vier Monaten inzwischen auch gewaltig auf den Keks. Weil wir auf der einen Seite eine Fensterfront haben und auf der anderen Seite die Küchenzeile zu stehen kommen soll, war eine Wandheizung hier nicht möglich. Eine Fußbodenheizung sollte es werden. Vorsorglich haben wir schon Heizungs- und Wasseranschlüsse für den Anbau im Glasschaumschotter verlegt. Sollte hier wirklich, wie geplant, in ein paar Jahren mal ein Wellnessbereich oder ein Gästeappartment draus werden, können wir den hinteren Gebäudetrakt mit wenig Aufwand anschließen. Ein letztes Mal hieß es Glasschaumschotter stampfen und widerspenstige Heizschläuche verlegen. Letzteres war hier allerdings deutlich einfacher, weil man die mit einem großen Spezialtacker und dicken Kunststoffklammern auf die Styropormatte tackern konnte. Igitt, Styropor?! Ja, wollten wir in unserem Ökobau eigentlich nicht, aber war halt Teil des Heizsystems und kommt unter Estrich. Schwamm drüber… Wenn alles glatt läuft, bringen wir am 1. Juni den Beton ein.

Am letzten Maiwochenende habe ich nach langer, langer Suche auch eine alte Haustür gefunden, die das unpassende, hässliche Alu-Teil ersetzen soll, das derzeit als Haustür fungiert. Aber das ist eine so schöne Geschichte, die erzähle ich im nächsten Artikel.