Einpacken – die Wärmedämmung

Der nächste Bauabschnitt war die Isolierung. Zwischen Mitte Dezember und Anfang Januar beschäftige uns der Innenausbau des Dachstuhls. Die Sparren wurden mit OSB-Platten beplankt, in die Zwischenräume soll später eine Zellulosedämmung eingeblasen werden. Ein ziemliches Gefummel! Im oberen Bereich mussten Ausschnitte für die wirr sitzenden alten Querbalken geschaffen werden, am Walm treffen zwei schiefe Dreiecke aufeinander. Über Wochen haben wir hier schrittweise weitergemacht.

Die Erdgeschossisolierung

Mitte Januar stand der nach dem Dach am meisten gefürchtete Bauabschnitt bevor: Der Bodenaushub im Erdgeschoss. Zunächst mussten in der Küche die erste und im Büro und im Lager noch die zweite Estrichschicht aufgestemmt und entsorgt werden. Einen 7-Kubikmeter-Container konnten wir damit füllen. Dann haben wir das gesamte Erdgeschoss (bis auf das Wohnzimmer, da hier ja der Betonkeller drunterliegt) 25 cm tief ausgehoben und einen weiteren Container voll bekommen. Mit Schaufeln und Schubkarren. Von Hand.

Wir hatten ja befürchtet, dabei noch irgendwas Historisches zu finden. Reste des zerstörten Gewölbekellers oder so, aber da war nichts. Nackte, aber glücklicherweise trockene Erde, die übliche Schicht aus Bauschutt der 60er Jahre, überwiegend zertrümmerte Dachziegel. Ein paar Tierknochen und eine kleine, mysteriöse Steinkugel mit ca. 2,5 cm Durchmesser waren die spannendsten Fundobjekte. Dann ging es auch schon an die Verlegung der Abwasserrohre für Küche und Gäste-WC, die wir nun schön in der Erde verbuddeln konnten.

Als Radonsperre und zum Schutz vor eventuell mal aufsteigender Feuchtigkeit haben wir die DELTA®-TERRAXX eingezogen. Es war dabei immer wieder eine Herausforderung, die alte Treppe in Position zu halten und passend aufzubocken. Anschließend konnten wir im Erdgeschoss auch bereits die Elektroleitungen verlegen, denn diese sollten in der Bodenisolierung verschwinden. Hierbei mussten wir uns schon konkret überlegen, wo welche Steckdosen und Lichtschalter hinkommen. Dann aber kam der richtig spannende Teil.

Der Kampf mit dem Glasschaumschotter

Es war gar nicht so einfach, an die passende Menge Glasschaumschotter zu kommen. Das größte Problem war die Logistik. Die handelsübliche Verkaufseinheit ist ein 3m³-Big Pack. 3 Meter hoch, ein  mal ein Meter breit, 500 Kilo schwer. Wir brauchten 9 Stück davon. Jeder Lieferant sagte, er könne zwar mit dem LKW vorfahren, aber wir müssten die schon selbst abladen. Auf Neubaubaustellen mit Baustellenkran kein Problem, für uns jedoch unlösbar. Wie willste so einen Sack vom LKW bekommen? Schlussendlich haben wir mit unserem Baustoffhändler die Vereinbarung geschlossen, dass wir die Big Packs nach und nach einzeln mit unserem Anhänger in Kamp-Lintfort abholen. Für die Staplerfahrer bei Bauen + Leben wurde die zentimetergenaue Verladung auf unseren Anhänger zum sportlichen Wettbewerb. Glasschaumschotter klingt wie Holzkohle und sieht von Weitem auch ein bisschen so aus. Es ist geschäumtes Recyclingglas, fühlt sich an wie Bimsstein, ist ökologisch unbedenklich, verrottet nicht, gast nicht aus und ist uninteressant für Schädlinge. Weil es noch dazu druckfest ist, eignet es sich hervorragend für die Bodenisolierung und wird später noch beim Dach vom Anbau zum Einsatz kommen. Eigentlich gibt es den in verschiedenen Korngrößen, aber offenbar nicht bei unserem Händler. Die Korngröße 30-60 mm, von der wir nun 27 Kubikmeter hatten, ließ sich beschissen schlecht schaufeln. Die Brocken sind eckig, weshalb sie sich ständig gegeneinander verkanten. Man entwickelt zwar irgendwann passende Strategien, aber es war dennoch äußerst mühsam. Über Tage schöppten und kippten wir Glasschaumschotter ins Haus. Da das Zeug dabei ziemlich staubte, gab es ein feucht-fröhliches Wiedersehen mit meiner alten Freundin der Gummistaubmaske. Das Erdgeschoss wurde knapp 20 cm aufgefüllt und die Doppelwand, aus der wir seinerzeit das ein oder andere Tönnchen Schutt rausgeholt hatten, haben wir komplett mit dem Schotter aufgefüllt und so isoliert.

Lattung? Keine Chance.

Ursprünglich hatten wir uns gedacht, einfach eine Traglattung auf den Dämmschotter zu legen und die Holdzielen aufzuschrauben. Aber das grobkörnige Zeug war nicht zu einer glatten Fläche stampfbar und geriet immer wieder in Bewegung. Wir mussten experimentieren und haben schließlich OSB-Platten auf einer Ausgleichsschüttung verlegt. Dabei mussten wir uns quadratmeterweise vorarbeiten und mit einem Rotationslaser stets die Bodenhöhe prüfen, damit die Bodenoberkante überall gleich auskam. Die ganze Nummer war fürchterlich zeitintensiv und im Ergebnis nicht 100 % perfekt, aber dann sagen wir uns immer „Hier ist doch sowieso alles krumm und schief.“ Als im Februar nochmal ordentlicher Frost einsetzte, konnten wir die Wirksamkeit der Isolierung direkt testen. Konnte man vorher regelrecht spüren, wie der Fußboden einem die Wärme aus den Sohlen zieht, hatten wir nun warme Füße. Wir waren uns einig „Gut, dass wir das gemacht haben. Wir hätten uns sonst geärgert.“

Ende März wurde schließlich der Dachstuhl von einem Fachbetrieb mit Zellulloseflocken ausgeblasen. Dabei wurden die einzelnen Fächer zwischen den Sparren sorgfältig bis in die letzte Lücke verfüllt. Da die Winterkälte zu diesem Zeitpunkt so gut wie vorbei war, machte sich die Dämmung vor allem akustisch bemerkbar. Drangen vorher die Straßengeräusche nach drinnen und Dietmars Gesänge nach draußen, so waren beide Seiten nun schallmäßig ganz gut gedämmt. Wärmedämmung: Check.