Hinein! Der Umzug …

Am 10. Dezember war es endlich so weit: Um 7:30 Uhr klingelte die Umzugsspedition, um mit uns einen zwölfstündigen Horror-Umzug zu beginnen. Unsere Wohnung ist aufgeploppt wie eine Tüte Mikrowellenpopcorn. Unterschätze niemals, niemals das Fassungsvermögen von Kallax- und Billy-Regalen… Aus meinem 16 Quadratmeter kleinen Büro habe ich 28 volle Umzugskarton geholt. Insgesamt kamen wir auf 65 Kartons, plus Taschen, Koffer und drei Kleiderboxen. Die komplette Küche und etliche über Jahre geschickt verdichtete Kleinmöbel, Sofa, Waschmaschine, Trockner, zwei Betten, Esstisch, Connys halber Hausstand in der Abstellkammer – alles musste mit. Der Umzugs-LKW musste zweimal fahren. Einmal für Kartons und Kleinmöbel und einmal für Küche und Großmöbel. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass es so viel sein würde. Small Talk mit dem Möbelpacker: „Wieviel Quadratmeter hat die Wohnung?“ „71.“ „Unglaublich…da hat die Chefin sich aber ganz schön verschätzt.“ Ich hatte so ein schlechtes Gewissen gegenüber diesen bis in die Abendstunden hochmotiviert schleppenden Männern, dass wir allen Dreien zum Abschluss ein ziemlich üppiges Trinkgeld in die Hand gedrückt haben. Einer hat sich total gefreut, als ich ihm einen beim Packen wieder aufgetauchten Nintendo Game Cube geschenkt habe. „Darüber wird sich mein Sohn aber freuen! Der ist totaler Mario-Fan.“ hat er strahlend gesagt. Schenken macht glücklich. Ich nahm mir vor, mehr alte Sachen, die ich nicht mehr benutze, bei eBay zu verschenken.

Der schlimmste Moment ist für mich immer der, wenn die Möbelpacker fertig sind. Dann steht man da im Chaos und weiß nicht, wo man anfangen soll. Die häufigste Frage in diesen Tagen lautete „Wo ist…?“ Unsere besondere Herausforderung bestand darin, dass die Küche noch nicht fertig war. Die Küchenzeile musste also provisorisch ins Wohn-Esszimmer geklemmt werden, weil bis zur Fertigstellung der Küche noch einige Wochen vergehen sollten. Es passte so gerade mit Connys großem Sofa, dem Esstisch und der Küchenzeile und das Ergebnis hatte den Charme einer Ferienwohnung. Es war eng und ziemlich unordentlich, aber auch gemütlich. In allen anderen Zimmern hatten wir hingegen plötzlich jede Menge Platz – aber noch keine passenden Möbel. Befreiend. Wir waren einfach nur froh, endlich drin zu sein, in unserem Traumhaus. So ganz langsam setzte innerlich Entspannung ein. Wir waren in den letzten zwei Monaten schon enorm unter Druck, dass wir hier einen bewohnbaren Zustand erreichen. Auf eine staubige Baustelle zu ziehen, wäre der Super-GAU gewesen, aber das konnten wir – auch durch die tatkräftige Hilfe meiner Maler-Familie – glücklicherweise verhindern. Von der Küche mal abgesehen. Dass das Gäste-WC und das Wohnzimmer noch keine Tür hatten, die Rolladenkästen noch nicht verkleidet waren, in der Galerie und im Windfang noch kein Oberboden lag und ein paar andere Kleinigkeiten, das war alles zu verschmerzen. „Das bisschen Renovierungsarbeit“ war im Grunde nur noch ein Klacks, nachdem wir hier alles einmal auf links gedreht haben. Und manches davon hatte einfach noch Zeit. (Fußleisten zum Beispiel… jeder Häuslebauer kennt’s. 😉) Dafür genossen wir umso mehr die muckelige Wandheizung, das angenehme Raumklima, das große und gemütliche Badezimmer, das Geborgenheitsgefühl – und die Ruhe. Keine Klospülung, Musik, Streit oder Besucher vom Nachbarn. Trotz Innenstadtlage hört man hier nachts bloß das Rauschen in den Ohren. Sonst nix.

Zu verschenken

Der große Kleiderschrank aus dem Schlafzimmer passte leider nirgendwo hin. Ich inserierte ihn unter „zu verschenken“ bei eBay Kleinanzeigen – und musste die Anzeige nach fünf Minuten aufgrund der vielen Anfragen auch schon wieder deaktivieren. Noch am selben Tag hat den Schrank jemand abgeholt. Ich musste zwar anderthalb Stunden in der alten Wohnung warten und er wurde wortlos ohne ein „Danke“ eingepackt, aber wenigstens musste ich ihn nicht wegschmeißen.

Kurz vor Weihnachten meinte Dietmar, dass wir den Baustellenesstisch mit den Stühlen doch auch verschenken könnten, weil das in der Küche nun im Weg steht. Da Eiche „rustikal“ auch nicht so unser Fall ist, inserierte ich auch den Tisch und die Stühle unter „zu verschenken“. Es tat sich nichts. Zwei Tage lang. Dann erhielt ich eine sehr höfliche Anfrage und pünktlich zum vereinbarten Termin klingelte Herr K. an der Tür. Ein großgewachsener, fröhlicher Mann mit mutmaßlich türkischen Wurzeln. Ich führte ihn in unsere Küchenbaustelle, wo Dietmar uns bereits erwartet, und deutete auf die Möbel. „Sie sind blockiert,“ sagte er unvermittelt zu mir und lächelte mich an.  Ich sah ihn fragend an. „Machen Sie mal den Kragen vor der Jacke runter.“ Ich sah ihn immer noch fragend an. Dann sagte er „Ich bin Physiotherapeut.“ Kurzer Erleichterungsmoment. „Drehen Sie mal den Kopf nach rechts und links.“ Ich drehte meinen Kopf. Er griff nach meinem Nacken, packte meinen Kopf, es knackte zweimal kurz und das Spannungsgefühl war auf einmal weg. „Jetzt nochmal nach rechts und links… Sehen Sie, jetzt geht’s besser. Da war ein Wirbel rausgesprungen. “ Er war dabei so schrecklich fröhlich. Ich schaute verdutzt drein. Dann wandte er sich Dietmar zu und das Spiel wiederholte sich. Knackknack! Ui! „Regelmäßig das Kissen wechseln,“ lautete sein Tipp. Wir bedankten uns, immer noch leicht erstaunt, da freute er sich schon über die geschenkten Möbel. „Die sind für meine Gartenhütte,“ erklärte er strahlend. „Oh, können Sie da noch einen Kühlschrank brauchen?“ fragte ich. Nach kurzer Überlegung, ob der sich wohl mit den Strom-Generator verträgt, nahm er auch den Kühlschrank mit. Schenken macht also nicht nur glücklich, sondern ist manchmal auch sehr heilsam. In den folgenden Wochen verschenkte und verkaufte ich für kleines Geld diverses nicht mehr genutztes Musikequipment, das beim Umzug aus den Tiefen der Abstellkammer aufgetaucht war. Darunter mein erstes Yamaha-Keyboard mit Krokolederimitatkoffer, ein Midi-Keyboard und ein kleiner Gitarrenverstärker, die nun glückliche neue Besitzer gefunden haben.

Neues Leben im alten Häuschen

Hier ein paar Impressionen aus dem bewohnten Häuschen. Wie gesagt, ein bisschen was gibt es noch zu tun und an der Einrichtung und Ordnung wird auch noch gefeilt, aber ich bin sooft gefragt worden, wie es denn nun hier drin aussieht, dass ich ein paar Fotos für euch gemacht und online gestellt habe: