Schöner wohnen – endlich „nur noch“ renovieren

Von Mitte Oktober bis Mitte November hatten wir glücklicherweise tatkräftige Hilfe: Mein Vater und mein Bruder konnten sich als Malermeister hier mal so richtig austoben. 226 m² Wandflächen aus Lehmputz mussten erst mit einer Kaseingrundierung grundiert und anschließend mit Lehmfarbe weiß gestrichen werden. Diverse Innenwände und die Decken im Flur, Bad und Büro mussten gespachtelt, tapeziert und gestrichen werden. Der mit OSB-Platten verkleidete Dachstuhl mit den nervigen Balkenausschnitten, schlappe 100 m², wurde mit grober Raufaser tapeziert und ebenfalls weiß gestrichen. Durch die grobe Körnung werden die diversen Unebenheiten, beispielsweise vom Dampfsperrklebeband oder von Schraublöchern, einfach „geschluckt“. Die Räume wurden zunehmend heller, Klebebänder und Abdeckfolien verschwanden nach und nach und wir waren zuversichtlich, bis Anfang Dezember fertig zu werden. Wir vereinbarten mit dem Bauamt die Bauabnahme für den 7. Dezember.

Highlight im Bad: Mineralischer Edelputz

Rund um die Badewanne haben wir einen mineralischen Edelputz aufbringen lassen, der durch eine Wachsversiegelung unempfindlich gegen Wasserspritzer ist. Wir fanden, das Badezimmer brauchte zusätzlich zu den Fliesen noch ein bisschen blaue Farbe. Unsere Maler haben exakt den Farbton der Fliesen getroffen. Auch der Edelputz wird, wie die Zementfliesen, mit natürlichen Farbpigmenten eingefärbt. Wir finden, es ist superschön geworden.

Zwei Wochen auf Knien für den Traum in Eiche

Mitte November wurden pünktlich und wie zugesagt von grina die Eichendielen geliefert. Falls sich mal jemand fragt, wieviel 120 m² Eichemassivholzdielen in 20 mm Stärke sind: Es sind etwa 3 Kubikmeter und sie wiegen 1,8 Tonnen. Wieder hatte ich das Vergnügen in einen neuen Handwerksberuf hineinzuschnuppern. Die zwei Wochen als Fußbodenleger waren sehr schmerzhaft… im Rücken, in den Knien… überall. (Sowas kann doch kein Mensch jahrzehntelang bis ins Rentenalter machen!) Aber schön daran ist: Man sieht Ergebnisse! Zimmer für Zimmer wurde es heimeliger, wertiger, wohnlicher. Der Fußboden machte enorm viel aus. Jeden Feierabend und die Wochenenden verbrachten wir auf Knien. Unnötig zu erwähnen, dass wir auch hier wieder reichlich Spaß mit schiefen Wänden und entsprechend aufregenden Sägeabenteuern bekommen haben. Aber immerhin: Die Bodendielen waren schön exakt gefräst, sodass sie sich schön verlegen ließen. Im Wohnzimmer mussten wir über dem Betonkeller noch eine Lattung mit Dämmung montieren, das war nochmal etwas herausfordernd. Nicht alles ist perfekt geworden. Inzwischen kommentieren wir das auch für uns selbst nur noch mit Achselzucken und „Ist halt ein altes, schiefes Häuschen.“ Oder „Dafür ist es selbstgemacht.“ 2500 Schrauben später war es vollbracht. Wir hatten einen wunderschönen Eiche-Fußboden. Lediglich ein kleiner Denkfehler war uns unterlaufen…

Das Holzjuwel im Verloursteppichpelz

Wir hatten angenommen, die Treppe wäre in schlechtem Zustand, weil Sie vollflächig mit grünem Veloursteppich beklebt war. Um Sie vor weiterer Zerstörung durch Bauschutt und die Belastungen während der Bauphase zu schützen haben wir den Teppich also bis kurz vor Schluss drauf gelassen und die Fußbodenhöhen so geplant, dass es später mit 2 cm höheren Stufen passt, weil wir sie mit den Bodendielen belegen wollten. Die haben hier in den letzten 200 Jahren nichts vernünftig gemacht, aber der Treppenteppich, der war anständig verklebt! Die Gummierung verblieb vollständig auf dem Holz und ließ sich nur mühsam entfernen. Zurück blieben vollflächige Klebstoffreste. Da ich den Anblick sehr schmutzig fand, kam ich auf die Idee, die Treppe mit Abbeizer zu behandeln. Mit Erfolg. Mühelos konnte ich den Kleber und die verbliebenen Gummireste nach nur zwei Stunden Einwirkzeit mit einem Spachtel von den Stufen kratzen. Dann die Überraschung: Zum Vorschein kamen fast makellose Stufen aus massiver Buche. Inzwischen hatten wir auch erkannt, dass die Bodendielen aus verschiedenen Gründen ungeeignet als Treppenbelag waren, so entschieden wir uns, die Treppe aufzuarbeiten. Zweites Solo Silke. Mit einer zweiten Runde Abbeizer holte ich dann auch die braun-rote Lasur von den Treppenwangen und schliff das Ding anschließend komplett ab. Bis auf die Geländerholme. Die werde ich irgendwann mal neu weiß lackieren, dazu fehlte mir an diesem Punkt die Geduld, aber das macht ja auch nicht soviel Dreck.  Im Baumarkt fand ich eine Lasur, die dem Farbton der alten Eichenbalken sehr nah kam. Damit habe ich die Treppe zweimal komplett lasiert und abschließend einen Treppen- und Parkettlack aufgebracht. Das Endergebnis konnte sich sehen lassen. Hieß es Anfangs oft „Bleibt die Treppe drin?“ heißt es nun öfters „Die Treppe sieht ja gut aus!“ Einziger Wermutstropfen: Die unterste Stufe ist nun etwas zu niedrig und für die oberste Stufe müssen wir uns noch was einfallen lassen, damit wir da keine Stolperkante bekommen. Und auf dem dunklen Lack sieht man jedes Staubkorn… 🙂 Tja, hinterher ist man immer schlauer.

Die letzte Schicht Treppenlack brachte ich zwei Tage vor der Bauabnahme auf und auch die Ölung der Eichedielen mit der zentnerschweren Poliermaschine war mein Job in der ersten Dezemberwoche. Dann war es endlich so weit: 7. Dezember 2018. Bauabnahme.